Markus Keimel ist ein österreichischer Musiker, Künstler und Schriftsteller. Er komponiert und textet seine Songs seit frühester Jugend selbst, schreibt poetische Literatur und verfasst unter anderem Tierschutz-Artikel für eine Menge deutscher Tageszeitungen. Mit seinen lebensbezogenen Kalender-Weisheiten wird Keimel zudem von Medien, Politik und Wirtschaft zitiert beziehungsweise wurde der 37-Jährige durch seine literarischen Werke bereits als Österreichs Vorzeigemelancholiker bezeichnet. Vor kurzem erschien mit “Marblehead” seine neue Single mitsamt Musikvideo. Wir haben uns den Song-Release zum Anlass gemacht, dem Künstler ein paar Fragen zu stellen und herauszufinden, was sich hinter der Person Markus Keimel verbirgt und was nun an musikalischen Outputs folgen wird.
Markus, du hast kürzlich deine neue Single „Marblehead“ veröffentlicht, die einen sehr berührenden Hintergrund hat. Kannst du uns die Entstehungsgeschichte erzählen?
Markus Keimel: Murmelkopf (Deutsch für Marblehead) war eine Streunerkatze, die uns vor Jahren zugelaufen ist und unser Herz wortwörtlich im Sturm erobert hat. Eine einzigartige Fellkugel mit unglaublich viel Charakter und Persönlichkeit. Zwischen uns wuchs eine innige Freundschaft, eine große Liebe und eine tiefe Verbindung, die allerdings ein abruptes Ende finden sollte: denn eines Tages verschwand die Katze leider. Da es keine Möglichkeit gab, auf herkömmliche Weise Lebewohl zu sagen, schrieb ich dieses Lied und habe es ihm gewidmet. Ich glaube im Übrigen, dass das der erste und einzige Song meines Lebens war, den ich unter Tränen textete und komponierte.
Wie fiel das Feedback zum Song bisher aus?
Markus Keimel: Überwältigend, um ehrlich zu sein! Das Musikvideo hatte schon nach wenigen Wochen über achtzigtausend Aufrufe und das Lied selbst wurde bisher bereits in den USA, Deutschland und Österreich im Radio gespielt. Ich wurde auch bereits zu einem kanadischen Radio-Podcast zu einem Interview eingeladen, was für mich eine Premiere darstellt. Und was mich ebenso sehr erfreut, sind die vielen, vielen positiven und bewegenden Kommentare und Nachrichten, die ich von den Leuten da draußen selbst erhalte.
Wie wichtig ist dir das Feedback von Hörern und Presse beziehungsweise beeinflussen dich die Reaktionen der Hörer im kreativen Prozess? Oder blendest du so etwas komplett aus?
Markus Keimel: Das Musikmachen bedeutet für mich zuallererst Selbstverwirklichung meiner eigenen Träume, Ideen und Melodien. Und ich lasse auch nichts davon los, was mich nicht selbst bewegt, voll einnimmt und von dem ich nicht selbst zu hundert Prozent überzeugt bin. Wenn ich diese Lieder dann aber in die Öffentlichkeit stelle, dann ist es mir auch irrsinnig wichtig, zu sehen, wie meine Kunst auf andere Menschen wirkt. So kann ich abchecken, ob ich es geschafft habe, den Leuten dasselbe Gefühl zu vermitteln, das ich auch selbst dabei fühle. Dass dies nun aber wirklich Einfluss auf den kreativen Prozess meiner Kunst hat, würde ich eher nicht behaupten. Für das bin ich wohl zu fokussiert und sattelfest in meiner Vorstellung und auch zu sehr im Einklang mit dem, was ich mache.
Schreibst du bei deinen Songs eigentlich zuerst den Text oder zuerst die Musik? Oder variiert das?
Markus Keimel: Eine interessante Frage! Ich halte sehr viel davon, zuerst die Musik zu komponieren und erst dann den Text darüberzulegen, da es umgekehrt nicht das Komponieren von Musik wäre, sondern das Vertonen eines Textes. Für mich ein großer Unterschied. Das Komponieren an sich ist bei mir nicht an musiktheoretische Vorgänge geknüpft, sondern basiert auf Gefühl, Intuition und momentaner, emotionaler Eingebung. Das ist ein freier Prozess, der weder Sprache noch Regeln kennt. Ein leeres Blatt Papier, auf dem man zu malen beginnt. Es geht dabei vielmehr um Muster, Farben und Gefühle. Eine lustige Randnotiz, die man von mir wahrscheinlich nicht weiß: wenn ich die Stimmlinien komponiere, singe ich stets in einer Fantasie-Sprache, die phonetisch zwar englisch klingt, aber überhaupt keinen Sinn ergibt. Das tatsächliche Schreiben des Textes ist einer der allerletzten Schritte im Entstehungsprozess und oft äußerst knifflig, da sich der Text exakt in die vorhandenen Stimm-Muster und Stimm-Rhythmen einfügen muss. Das dauert meist länger als alles andere.
Weil du dich auch für Serien- und Filme interessierst: welche haben deiner Meinung nach die besten Soundtracks oder Intro-Songs?
Markus Keimel: Eine tolle Serie meiner Jugend ist beispielsweise „Dawson´s Creek“, deren Intro-Song („I don’t want to wait“) ein so unglaublich schönes Lied ist, sodass ich es kaum hören kann: absolute Heulgefahr! Mich fasziniert an vielen Serien-Intros eigentlich die kompositorische Leistung, in einer derart minimalistischen Spieldauer von meist nur einer Minute, eine so bewegende emotionale Reise stattfinden zu lassen. Das beginnt schon bei alten Kinderserien wie der Gummibärenbande, Spongebob Schwammkopf oder Wickie. Diese Lieder haben fast beispiellos großen Wiedererkennungswert und sind meisterlich auf den Punkt komponiert.
Ich bin auch ein super großer Star Trek – Nerd und liebe die Intros von „Next Generation“ und „Voyager“, die beide von Jerry Goldsmith komponiert wurden. Der hat im übrigen auch den Soundtrack zum ersten Alien – Film komponiert, den ich regelrecht vergöttere. Oftmals gibt es da aber auch unscheinbare Filme mit großartiger Musikuntermalung, die man nicht so sehr am typischen Zettel hat, wie etwa „Mäusejagd“ von Alan Silvestri. Dieses Spiel könnte ich wohl ewig spielen. (lacht)
Dann wechseln wir gerne zu einem anderen Faible deinerseits. Du hast in einem Interview gesagt, dass du eine große Faszination für Krokodile hast? Woher kommt denn so etwas eigentlich und was fasziniert dich so sehr an diesen Tieren?
Markus Keimel: So ein ausgewachsenes Salzwasserkrokodil ist so etwas wie ein schwimmender T-Rex. Bloß, dass er nicht auf Leinwand existiert, sondern tatsächlich real ist. Diese Tiere können bis zu sechs/sieben Meter lang und einer Tonne schwer werden. Diese Wucht und Kraft ist kaum vorstellbar. Ich bin mit Jurassic Park und dem einhergehenden Dino-Wahn der Neunziger aufgewachsen und fasziniere mich seit Kindesalter an für diese Tiere. Krokodile sind die perfekten Prädatoren, makellos an ihre Umwelt angepasst. Wir leben in einer so modernen naturfremden Welt, in der man besonders in vielen Breitengraden der Erde, schnell darauf vergisst, dass die Urzeit in gewissen natürlichen Formen noch immer existiert. Und diese wirkt, zumindest auf mich, ungleich faszinierend. Und Krokodile sind ein Teil davon!
Zurück zu Musik: Bist du ein selbstkritischer Musiker? Oder sogar noch persönlicher: Wie selbstkritisch bist du als Mensch?
Markus Keimel: Also wenn ich etwas anpacke, dann hat das schon strengen qualitativen Kriterien zu entsprechen und mit vollem Einsatz zu erfolgen. Für halbe Sachen bin ich mir zu schade. In dem Sinne bin ich schon sehr hart mit mir selbst. Ich weiß aber mittlerweile auch, dass es enorm wichtig ist, sich selbst auch einmal zu loben und es gut sein zu lassen, wenn man ohnehin alles gegeben hat. Auch Selbstkritik sollte immer auf konstruktiver Basis erfolgen und am Ende das Ziel haben, sich in seinem Tun und Handeln zu verbessern, und nicht sich selbst schlecht zu machen und nicht zu genügen. Das ist ganz wichtig, finde ich.
Wie würdest du dich selbst mit drei Worten beschreiben?
Markus Keimel: Gerechtigkeitsliebend. Kreativ. Mitfühlend.
Du hast das Musikvideo zu „Marblehead“ gemeinsam mit deiner Frau Mara Kornschober produziert? Wie lief dieser Prozess ab?
Markus Keimel: Unglaublich toll! Ich habe das unschätzbare Glück mit einer Frau mein Leben teilen zu dürfen, die nicht nur menschlich ein Juwel ist, sondern auch als Künstlerin eine Ausnahmeerscheinung darstellt. Der Hauptteil des kreativen Konzepts und auch der Fursuit (Kostüm) von Marblehead geht ja voll auf die Kappe von Mara. Wir arbeiten projektübergreifend permanent zusammen. Eine geniale Symbiose, die nicht nur Spaß macht, sondern auch wunderschöne Ergebnisse bringt!
Viele deiner Zitate, Verse und Buchausschnitte sind sehr gesellschaftskritisch. Was stört dich an der Gesellschaft eigentlich am meisten?
Markus Keimel: Oh mein Gott! (lacht) Ich versuche es mit einem Zitat aus meinem Buch kompakt zu halten: „Die Spuren vor der Höhle, aus der der Mensch einst gekrochen kam, sie sind noch frisch.“
Es hat einige Jahre gegeben, die du künstlerisch eher mit Literatur verbracht hast, als mit Musik? Warum hat es so lange gedauert, dass du dich wieder hörbar machst?
Markus Keimel: Das war eine Kombination aus vielen Komponenten. Erstens einmal wollte ich mich literarisch verwirklichen, was ein unvorstellbarer Zeit- und Kraftaufwand war, der es fast unmöglich machte, mich zeitgleich aktiv und öffentlich musikalisch auszuleben. Ich habe immer Musik komponiert, aber nie vollendet. Zum anderen hatte sich Musik tatsächlich zu einem Frustfaktor entwickelt, da ich mit Bands früher erstens einfach Musik gemacht habe, die eigentlich nie zu mir passte, und dies auch noch mit den falschen Mitwirkenden. Dazu gesellten sich auch noch suboptimale Verträge und Plattenfirmen, die nicht wirklich daran interessiert waren, dieselben Ziele zu verfolgen. Ich darf meinen zweiten musikalischen Frühling in der Tat einer kleinen, dicken schwarzen Katze verdanken, die mich auf jenen Weg zurückgebracht hat, der zwar schon existierte, mein Herz aber nicht zu sehen vermochte. Und ich glaube, dass das der Weg ist, der mir vorbestimmt ist.
Du hast als junger Musiker auch Musik der härteren Gangart gemacht. Käme das auch nochmal infrage?
Markus Keimel: Eher nein! Ich betrachte Metal und verwandte Musikrichtungen mittlerweile mehr als Jugendkultur und bin dieser Musik einfach irgendwie entwachsen. Sie stimuliert nur noch mein altes Ich. Es kommt wohl vor, dass ich in Nostalgie-Anfällen die ein oder andere Platte aus alten Tagen auflege, die ich auch auf Lebzeit lieben werde, aber diese Musik aktiv betreiben zu wollen, liegt überhaupt nicht mehr in meinem Interesse. Ich bevorzuge es, dieser Welt etwas zu geben, zu der das Herz als Symbol eher passt, als ein Totenkopf.
Bitte vervollständige die folgenden Sätze:
Das Leben ist… reine Interpretationssache!
Morgens geht nichts ohne… eine heiße Tasse Tee. Das fühlt sich an, als würde man innerlich umarmt werden.
Politik ist… meist eine geschmacklose Inszenierung von Selbstdarstellern, die es mit den einfachen Menschen selten gut meinen.
Die Welt bedeutet mir… definitiv so viel, sodass ich nicht damit aufhören werde, meinen Teil dazu beizutragen, dass sie besser wird.
Das Wichtigste ist… Gesundheit und Familie!
Musik ist… auch mal anstrengend, wenn man sie jeden Tag macht. (lacht)
Liebe kann… heilen!
Wann können wir das nächste Lied hören? Wird es dazu auch wieder ein Video geben?
Markus Keimel: Ich hatte schon auf diese Frage gehofft. (lacht) Das nächste Lied kommt wie jedes neue Lied auch mit Musikvideo und wird noch im Juni 2025 veröffentlicht. Mara und ich haben uns wieder schöne Bewegtbilder ausgedacht und hoffen, dass die Resonanz ähnlich positiv ausfällt, wie das bei Marblehead der Fall ist. Mehr möchte ich noch nicht verraten, da ein wenig Spannung ja dazugehört.
Danke für das Interview & viel Erfolg weiterhin!
Markus Keimel: Ich bedanke mich für das tolle Gespräch und hoffe, dass wir uns schon bald wieder einmal hören. Euch und allen Lesern und Hörern derweilen alles Liebe!
Foto Credit: Markus Keimel Pressefotos
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